rioots-Ratsch....was ist das?
Wir, also Felix und Elle, wollen nach fast 3 Jahren secondhand Shirts bedrucken, dass rioots nicht einfach nur noch eine Konsum-Alternative ist. Wir wolln’ MEEHR!! Und zwar aktiv Strukturen, die in unserem Alltag zu sozialer und ökologischer Ausbeutung in der konventionellen Textilindustrie beitragen, hinterfragen und verändern.
Der rioots-Ratsch setzt sich als Post-Serie mit Themen auseinander, die im Bezug auf nachhaltige Mode in unserem Alltag eine Rolle spielen. Aber halt! Wir wollen euch hier keine Fakten und Tipps und Tricks vor die Füße werfen, davon gibt es schon genug und wir sehen uns auch nicht in der Position dazu. Mit dem rioots-Ratsch wollen wir einfach nur... mit euch ratschen! Das heißt Erfahrungen, Gedanken und Meinungen austauschen. Und ja, Gefühle auch! Und zwar digital, weil wir uns nicht mit euch allen auf ein Bier treffen können <3
Also, ganz einfach: Jede zweite Woche könnt ihr uns über die Instagram Story Funktion eure Gedanken zu einem bestimmten Thema schicken. Wir sammeln eure “Antworten” und veröffentlichen diese dann Anfang der nächsten Woche anonym und als Collage sowohl in unserem Instagram-Feed als auch hier, auf unserem Blog. Wir haben zwar schon einiges an Themen parat, aber wenn euch was bestimmtes beschäftigt und ihr drüber ratschen wollt, schreibt’s uns gerne. Das wäre dann sowas wie ein Wünsch-Dir-Was Shirt nur als Frage, tehe.
Wir sind mega stoked! Und richtig cool: Über die Kommentar-Funktionen hören unsere Gespräche auch nach dem Posten nicht auf!
Bleibt lieb und stayz tuned, nächste Woche gehts los <3
Fastfashion: Ein alter Hut, doch zum Wegwerfen zu gut
Wenn ich Freunden, Bekannten oder ganz Fremden von unserem Projekt erzähle, erfahre ich meist positives Feedback und Fragen nach mehr Details. Deshalb bin ich mir während ich diesen Gastbeitrag für Aline’s Blog schreibe, unsicher, ob die ganzen Infos über Fastfashion nicht eh schon ein alter Hut sind. Beiträge zum Thema gibt es etliche und jeder scheint Bescheid zu wissen. Doch wenn der Hut so alt wäre und jeder wüsste, was Fastfashion eigentlich bedeutet, dann müsste die Welt doch längst anders aussehen. Aber nein, Primark verdreifacht seinen Umsatz in den letzten 10 Jahren und wenn man durch die Innenstadt läuft begegnen einem immer noch Unmengen an ‚glücklichen‘ Menschen, die ihre eben erbeuteten Schnäppchen aus Bekleidungsdiscountern nach Hause tragen. Dabei muss nachhaltig doch nicht unbedingt teuer bedeuten. Und andersherum auch nicht ;)
Fast Fashion – oder Mode zum Wegwerfen – ist wohl einer der
verrücktesten Auswüchse der Konsumgesellschaft. Soziale Ausbeutung sowie
enorme Umweltbelastung in der Produktion sind die bekannten und
großteils gekonnt ausgeblendeten Auswirkungen dieses Überflusses.
„Yet I am sure that there is a greater anxiety, commonly, to have fashionable, or at least clean and unpatched clothes, than to have a sound conscience.“
Thoreau vor 165 Jahren
Seit viel zu langer Zeit schon legen wir mehr Wert auf unser Äußeres und was andere darüber denken als auf den respektvollen und sinnvollen Umgang mit Mensch und Natur. Der durchschnittliche pro Kopf Bedarf an Bekleidung steigt weiter und kann nicht mit Naturfasern allein gedeckt werden. Für manche Verbraucher spricht zudem Optik, Tragekomfort und Preis gegen natürliche und faire Alternativen.
Gute Neuigkeiten für den modebewussten Schnäppchenjäger und profitorientierte Unternehmen. Es gibt eine billige und vielseitige Alternative: Kunstfasern. So sind zum Beispiel Polyester Fasern in rund 60% aller Kleidungsstücke enthalten. Weniger ressourcenintensiv sind Kunstfasern nicht, da es viel Energie benötigt, um diese aus Erdöl zu gewinnen. Soweit zur Produktion.
Aber Probleme gibt es nicht nur während der Produktion. Faserreste aus Kunstfasertextilien sind für 35% der Mikroplastikbelastung von Gewässern durch primäre Quellen verantwortlich. Weder Waschmaschinen noch Kläranlagen können die kleinen Partikel ganz herausfiltern, was doch herausgefiltert wird landet mit dem Klärschlamm auf Feldern, also im Boden. Eine einzelne Fliesjacke setzt beispielsweise um die 1900 Fasern pro Waschgang frei. Textilien aus recyceltem Plastik, das mag sinnvoll erscheinen, doch der Prozess ist relativ energieintensiv und auch hier gehen beim Waschen noch Fasern verloren.
Vorausgesetzt natürlich, die Kleidung schafft es überhaupt in die Waschmaschine. Denn der und die Deutsche trägt nur etwas mehr als die Hälfte der durchnittlich 95 Kleidungsstücke, die im Schrank hängen regelmäßig. Der Rest wird früher oder später „weg“ getan. Aber weg gibt es halt nicht. Man kennt sie ja, die Altkleiderlüge, die lokale Textilindustrien zusammenbrechen lässt und die Berge von vor sich her rottender Kleidung auf den Müllhalden des Südens.
Aber: Rumjammern hilft nichts, sinnvolle Alternativen müssen her. Eine davon nennt sich Upcycling, also das Neuerfinden alter Kleidung. Ich bin Elle, 23 Jahre aus Fürstenfeldbruck und möchte euch heute unser Projekt vorstellen:
Zusammen mit Felix, auch 23 und aus Eichenau verbringe ich einen großen Teil meiner Zeit damit, Secondhandkleidung durch einfachste Upcycling-Methoden wieder an die Frau und den Mann zu bringen.
Auf Flohmärkten, Kleiderkreisel und in Secondhandläden finden wir gebrauchte Shirts, Pullis, Mützen und vieles mehr. Streetwear eben. Manchmal bekommen wir auch Kleiderspenden, über die wir uns sehr freuen. Unsere Funde bedrucken wir dann durch Siebdruck mit Motiven, die wir selbst oder unsere Freunde entworfen haben (zugegeben, meistens eher unsere Freunde). Haben die Klamotten kleine Löcher, flicken wir diese oder nähen den Stoff zum Beispiel zu einer Tasche um. Bei Flecken batiken wir oder überdrucken den Fleck.
Nach etwas Einarbeitung in den Umgang mit Siebdruck und der Nähmaschine, sind dies wenig material- und zeitintensive Möglichkeiten, Textilien wieder herzurichten. Wir achten zwar darauf, Kleidung aus Naturfasern zu benutzen. Bei Gebrauchtware ist es aber leider nicht immer möglich, die genaue Zusammensetzung des Stoffes zu erfahren. Außerdem liegt unser Fokus auf der Verwendung vorhandener Rohstoffe, egal ob Natur- oder Kunstfaser.
Unser Ziel ist es, einen Mittelweg zwischen billiger Fastfashion und der etwas teureren Öko-/Fairtrade-Klamotte zu bieten. Nachhaltige Kleidung, die für jeden erschwinglich ist und bei der das Argument „zu teuer“ nicht zählt. Außerdem soll unser Modell zeigen, wie weniger Produktion nicht unbedingt weniger Arbeitsplätze bedeuten muss, sondern nur andere Arbeit.
Mehr Infos und unser Sortiment findet ihr auf www.rioots.de.
Unser Models sind wieder unsere Freunde oder wir selbst. Ist im Shop nichts passendes dabei, gibt es unsere Wünsch-Dir-Was Option. Schreib uns einfach eine Nachricht in der steht, was für ein Teil du dir wünscht. Fast immer können wir die Wünsche auch erfüllen. Mit dieser Option wollen wir vor allem zeigen, dass man fast alles gebraucht finden kann. Manchmal braucht es nur ein bisschen Geduld.
rioots ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern hauptsächlich Freunde, die Shirts bedrucken und damit hoffentlich eine wichtige Message rüberbringen.
Fastfashion is not our future.
Sollte irgendwann einmal ein „Gehalt“ für uns rausspringen, wäre das natürlich schön. Im Moment fließen jedoch alle Einnahmen wieder zurück in das Projekt.
Eine universelle Lösung für die vielen verschiedenen Probleme der Textilindustrie gibt es nicht. Um die Entstehung von Mikroplastik zu verhindern, kann man für bereits produzierte Kunstfasertextilien ein Auffangsieb für die Waschmaschine verwenden. Dies dient aber nur als Zwischenlösung und nicht als Entschuldigung, weiter Kleider dieser Art zu produzieren zu lassen. Auch wird an vielen alternativen Fasern geforscht, wie zum Beispiel solchen aus Mangos oder Algen.
Aber warum nicht die einfachste und nachhaltige Alternative wählen und das Beste aus dem machen, was wir schon haben?
Und wenn wir seltener Geld für kurzlebiges „Plastik Glump“ ausgeben, ist mehr übrig um letztendlich weniger, dafür aber vernünftige Fasern und gerechte Arbeitsbedingungen zu fördern.
Also schaut’s vorbei, wir freuen uns über Feedback ♡
Eure rioots
Felix und Elle
Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/251521/umfrage/umsatz-von-primark/
https://www.sueddeutsche.de/stil/kleidung-fuenf-tipps-gegen-den-textil-wahnsinn-1.2757834
https://textile-one.de/pages/polyester
Engelhardt A. (2012) Schwarzbuch Baumwolle
Transparenz
Durch unser Engagement für Fashion Revolution, ist uns bewusst geworden, dass viele dieser Fragen offen stehen und wir daher weit davon entfernt sind, ein transparentes Projekt zu sein. Mit diesem Blogpost versuchen wir Klarheit zu schaffen. Es wird knallhart und ehrlich, detailliert und nicht verschönert. Wenn danach noch irgendetwas ungeklärt ist, meldet euch. Ihr sollt wissen, was hinter rioots steckt.
- alle unsere Kleidungsstücke sind aus mindestens zweiter Hand
- das gleiche versuchen wir für all unsere Materialien zu erreichen, zum Beispiel Stoffe, Garn und Siebdruckausrüstung
Die Reise eines jeden rioots Shirts beginnt auf einem Flohmarkt. Oder? Nein, natürlich nicht. Unsere Shirts werden, wie der Grossteil aller Kleidungsstücke am anderen Ende der Welt produziert, meist unter menschen- und umweltunwürdigen Bedingungen produziert. Warum soll unser Projekt dann in irgendeiner Art besser sein? Die Grundidee von rioots ist, durch den Einkauf von ausschliesslich gebrauchten Klamotten deren miserable Erstproduktion zu boykottieren. Wir wollen Bewusstsein dafür schaffen, wie unser Konsum die Welt in der wir leben formt. Solange wir billige Mode nachfragen, wird sie weiter unter den bekannten Umständen produziert. Wenn wir nicht bereit sind, den wahren Preis für unsere Kleidung zu bezahlen, müssen dies andere Menschen und die Umwelt für uns tun.
Vielmehr aber wollen wir zeigen, wie viel Kleidung bereits existiert und welches Potential in ihr steckt. Wir finden es deshalb absurd, dass weiterhin so viele soziale und ökologische Ressourcen für die Produktion von billiger Mode vergeudet werden. Rioots stellt sich gegen Fast Fashion.
Wir beziehen unsere Klamotten und Stoffe von Flohmärkten, Seconhandläden, Kleiderkreisel und Kleiderspenden. Um Transportkosten und Verpackungsmaterial zu sparen haben wir uns vorgenommen, bei Kleiderkreisel nur noch für Wünsch-dir-was-Bestellungen einzukaufen.
Den weissen Garn zum Einnähen unserer eigenen Etiketten haben wir bisher immer neu gekauft, weil wir es gerne einheitlich haben wollten. Und das obwohl Oma's Nähkästchen randvoll ist mit Nähgarn. Ob unser Versprechen von 100% Secondhand Mode dann noch wahr ist? Da sind wir uns selbst nicht sicher. Deshalb werden wir ab jetzt auch den Nähgarn erstmal aus den Nähkästchen unser eigenen Omis und dann von Flohmärkten bekommen. Wird dann halt ein bisschen bunter :)
Unsere Siebdruckausrüstung haben wir neu gekauft. Im Nachhinein wäre es wohl gut möglich gewesen, auch das gebraucht auf irgendeinem Flohmarkt oder Ebay zu finden. Denn natürlich braucht auch die Herstellung solcher Dinge viel Energie und Ressourcen. Auch in Zukunft werden wir immer mal wieder neue Siebe, Farben und mehr brauchen. Wir werden unser bestes geben, auch all diese Materialien aus zweiter Hand zu kaufen. Vor allem bei Farben könnte sich das als schwierig erweisen, aber man weiss ja nie. Genauere Info zu der Zusammensetzung der Materialien folgt übrigens noch.
Die Batikfarben für unsere abgefahren coolen Batikshirts waren ebenfalls Neukäufe. Wir haben jedoch 2 Jahre lang dieselben Farben immer und immer wieder benutzt. Wenn wir den letzten Rest dieser Farben aufgebraucht haben, werden wir komplett auf Naturfarben wie Kurkuma umsteigen.
Zuletzt wollen wir euch Einblick in unsere Finanzen geben. Was passiert mit eurem Geld? Dazu eine kleine Übersicht unserer Ausgaben aus den Jahren 2017 und 2018:
Wie ihr seht geben wir den Grossteil unserer Einnahmen für Materialien (Kleidung, Stoffe, Garn) und die Siebdruckausrüstung aus. Ein Gehalt in dem Sinn gibt es bei uns momentan noch nicht, all unsere Einnahmen fliessen über Felix zurück in das Projekt. Ein minimaler Anteil geht für Essen/ Getränke drauf, wenn wir zum
Beispiel Verpflegung für unsere Models und uns kaufen, Vorträge halten
oder Ähnliches. Neben den Ausgaben haben wir auch eine kleine Rücklage für das Projekt geschaffen.
Any questions? Fragt uns. Ansonsten hoffen wir, dass euch dieser erste Teil unserer Transparency Blogfolge einen Einblick in das Life eines rioots verschafft hat. Cheers <3
rioots hat jetzt einen Blooog!
Felix und Elle